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Vor 125 Jahren startete in Eisenach mit BMW der Siegeszug des deutschen Automobilbaus. Bis heute produzieren
hier Hersteller wie OPEL und BMW. Auch die Zulieferindustrie hat hier eine Heimat. Eines der mittlerweile fast
1.100 Mitarbeiter zählenden und international agierenden Schwergewichte ist die MITEC AG. Gründer und CEO,
Dr. Michael Militzer, spricht über Anfänge, Vor- aber auch Nachteile der Region und von globalem Wirtschaften.
Seine Familie ist neben der MITEC AG im Besitz weiterer Firmen. Allesamt sind diese im Bereich Automotive,
Werkzeugmaschinen, Industrieantriebstechnik und Prototypbau für die Automobilindustrie tätig.
Wo die Welt eine Heimat hat
In der Region um Eisenach geboren
hat es Sie mit drei Jahren in die dama-
lige BRD verschlagen. Was hat Sie be-
wogen, gleich nach dem Zusammen-
bruch der DDR wieder in die Heimat
zurückzukehren?
„Ich habe mich gleich in den ersten
Tagen nach der deutsch-deutschen
Grenzöffnung nach einem Werk hier
umgeschaut und bin in Eisenach fündig
geworden. Ich war ja bereits Unter-
nehmer und wollte in Hessen – im Üb-
rigen gar nicht weit weg von Eisenach
– einen neuen Produktionsstandort
bauen. Außerdem gab es durch die Ver-
wandtschaft stets engen Kontakt hier-
her. Da war schnell klar, mich hier zu
engagieren.“
Die heutige MITEC AG hat ihre Wur-
zeln auf dem Gelände der ehemaligen
Produktionsstätte des Wartburg-Au-
tos. Wie kam es dazu?
„Mein erstes Werk hier in Eisenach habe
ich über die Treuhandanstalt erworben.
Das war sozusagen die Keimzelle der
MITEC in Eisenach. Anderthalb Jahre
später schloss das Automobilwerk Eise-
nach (AWE). Mit zwar finanziellen Risi-
ken und Investitionszusagen und teils
vagen Auftraggebern habe ich einen
Teil der Anlage übernommen.“
Wie blicken Sie heute auf diese Zeit
zurück?
„Immer wieder gern. Wie haben mit der
Entwicklung von Teilen für Autoantrie-
be begonnen, welche die Schwingun-
gen im Getriebe eindämmen. Das waren
spannende Zeiten, denn bis zur Se-
rienreife vergingen zunächst zwei Jahre
und wir haben uns mit verschiedenen
Auftragsfertigungen über Wasser gehal-
ten. Unsere Mannschaft damals hat sich
sehr ins Zeug gelegt. Der hohe Ausbil-
dungsstand und das enorme Engage-
ment mit viel Emotion trugen dabei
maßgeblich zum Erfolg bei. Die Stim-
mung damals war echt toll.“
Da klingt ein wenig Wehmut durch.
Was ist denn heute anders?
„Heute ist alles viel schnelllebiger ge-
worden und der Anspruch der Men-
schen an Arbeit und Lebensqualität sind
gestiegen.“
Wird Ihrer Meinung nach die Wart-
burgregion diesem Anspruch gerecht?
„Grundlegend schon. Wenn wir heute
Stellen, vor allem auf Führungsebene
ausschreiben, dann sind die Bewerber
zwischen 35 und 45 Jahre, haben Be-
rufserfahrung und zumeist Kinder. Da
steht sofort die Frage nach Betreuungs-
und Bildungsmöglichkeiten. Da hat Ei-
senach eine Menge zu bieten. Wir ha-
ben gute und ausreichend Schulen. Das
Luthergymnasium ist eines der bekann-
testen. In Sophiental im Wartburgkreis
gibt es eine internationale Sprachschu-
le mit Internat. Dort kann man Arabisch,
Chinesisch oder Japanisch lernen. Kin-
dertagesstätten gibt es auch genügend.
Für Familien wird hier viel getan.“
Und darüber hinaus?
„Kultur ist zumeist Ansiedlungsmagnet.
Diese gibt es zwar mit der Wartburg,
dem Bachhaus – welches ich persönlich
übrigens sehr empfehlen kann – einem
Theater sowie weiteren Angeboten
rund um Luther. Doch meines Erachtens
ist das noch nicht genug. Da müsste
mehr getan und auf jeden Fall besser
organisiert werden.“
Fotos: Sebastian Holzbrecher/WS
Im Mai 2013 vollendet Dr. Michael Militzer,
CEO und Gründer der in Eisenach ansässigen
MITEC AG, sein 65. Lebensjahr. Er wurde in
der Region um Eisenach geboren, zog aber mit
drei Jahren in die BRD. Nur wenige Monate
nach dem Zusammenbruch der DDR kehrte er
1991 wieder in die Heimat zurück.
Dr. Michael Militzer
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