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Über fehlende Besucher, welche viel-
leicht dann zu Bewohnern werden,
kann sich die Wartburgregion doch
nicht beschweren, oder?
„Sicherlich gibt es zahlreiche Tages-
touristen. Doch man muss hier mehr
Angebote schaffen, um die Gäste über
mehrere Tage in der Region zu halten.
Natur ist dabei auch ein Thema. Mit
dem Weltnaturerbe Hainich haben wir
ein einen idealen Rückzugspunkt in ei-
ner attraktiven Lebensregion. Eigentlich
ist alles da, was wir brauchen. Gemes-
sen an der industriellen Wirtschafts-
leistung ist der Wartburgkreis übrigens
der stärkste in ganz Thüringen – noch
vor der Boom-Stadt Jena.“
Wie steht es denn um die Verkehrsan-
bindung?
„Die Infrastukrur hier ist nahezu perfekt.
Man ist schnell hier – aber auch schnell
wieder weg. Dabei sind beide Richtun-
gen wichtig. Gerade aus wirtschaftlicher
Sicht in Zeiten der Globalisierung ist
genau das wichtig.“
Sie agieren mit Ihrer Firmengruppe
auch in China und den USA und damit
gleich auf drei Kontinenten. Damit
treiben auch Sie die Globalisierung
von Eisenach aus voran. Oder sehen
Sie sich eher als Getriebenen der glo-
balen Entwicklung?
„Für die globalen Herausforderungen
der Automobilbranche ist Thüringen zu
kleinteilig, auch wenn vor 125 Jahren
für Deutschland hier in der Region alles
begann. Das ist für manche Nischen-
hersteller sicherlich ganz gut, aber nicht
jeder hat eine Nische. Wir als MITEC
wachsen derzeit vor allem im Ausland,
haben aber bereits Voraussetzungen für
den Standorterhalt und eventuellen Ausbau geschaf-
fen. Die Herausforderungen sind in Deutschland vor
allem die immens steigenden Energiekosten. Übrigens
baut China bereits heute so viele Autos, wie ganz
Europa zusammen. Ich glaube, dass die Zuliefer-
industrie in Europa zurückgehen wird. Und das betrifft
natürlich auch Thüringen. Daher bin ich sehr froh, dass
wir als MITEC diesen Sprung über den Teich in dop-
pelter Hinsicht geschafft haben.“
Wie verändern solche Entwicklungen den Alltag?
„Man muss sich mit neuen Gegebenheiten auseinan-
dersetzen. Unterschiedliche Standorte auf unter-
schiedlichen Kontinenten bedeuten auch unterschied-
liche Zeitzonen. Amerika, China, Eisenach – da wird
quasi rund um die Uhr kommuniziert. Wenn wir hier in
Eisenach morgens mit der Arbeit beginnen, da haben
die Chinesen bereits sechs Stunden gearbeitet. Das
macht allerdings auch den Aufwand sehr gewaltig. Wir
haben Einkauf in Amerika, in Eisenach sowie in China
und Korea. Neu hinzugekommen ist ge-
rade ein Großauftrag von Jaguar. Dafür
liefern wir erstmalig nach Indien und
rüsten ab 2014 sämtliche Vier-Zylinder-
Fahrzeuge von Jaguar aus. Auch in
China haben wir vor wenigen Tagen
noch einen Zusatzauftrag von 60
Millionen Euro über eine Laufzeit von
fünf Jahren bekommen. Man muss also
insgesamt großflächiger denken, flexib-
ler sein und auch über den Thüringer
Tellerrand hinausschauen. Gerade die
Kleinteiligkeit der hiesigen Wirtschaft
ist unter Globalisierungsgesichtspunk-
ten eher hinderlich. Meiner Ansicht
nach müssten die Firmen hier noch in-
tensiver in Zusammenschlüssen arbei-
ten, damit auch größere Einheiten rea-
lisiert werden können.
Können Sie die Wartburgregion für
Zuwanderer und Unternehmer emp-
fehlen?
„Auf jeden Fall! Neben den bereits er-
wähnten Faktoren gibt es auch ein gu-
tes und bezahlbares Wohnangebot und
sehr gut erschlossene Gemeinden. Vor-
bildlich ist aus meiner Sicht die Ge-
meinde Krauthausen, welche es ge-
schafft hat, für über eintausend Bürger
neuen Wohnraum in Privathäusern zu
erschließen. Das ermöglichen natürlich
auch die Einnahmen durch die dort an-
sässigen, hochinnovativen Firmen. Ich
selbst lebe in einem kleinen Dorf gleich
bei Eisenach und liebe übrigens die
ländliche Atmosphäre. Ich bin ja hier
geboren und ich fühle mich hier auch
wieder sehr wohl.“ (bo)
I
Das Gespräch führte Daniel Bormke
Im Juli 2012 besuchten Thüringens Minister-
präsidentin Christine Lieberknecht und Bun-
despräsident Joachim Gauck Dr. Michael Mili-
tzer und die MITEC AG in Eisenach.
In Eisenach:
MITEC Automotive AG
MITEC engine.tec GMbH
MITEC PTC GmbH
Im Ausland:
MITEC-JEBSEN Automotive Dalian LtD, in Dalian, China
MITEC-Powertrain Industries in Findlay, OhIo
BGi Bevel GmbH in Eisenach, Thüringen
MT Rapid Prototyping GmbH in Waltershausen, Thüringen
Geibel & Hotz Werkzeug und Maschinenbau in Homberg/Ohm, Hessen
ELB Schleifmaschinen GmbH in Homberg/Ohm, Hessen
OMS Antriebstechnik e.K. in Cornberg, Hessen
MSR Technologies GmbH in Laupheim, Baden-Württemberg
.
Firmen der MITEC-Gruppe (insgesamt 1.100 Beschäftigte)
.
.
weitere Firmen der Militzer-Familie (insgesamt 500 Beschäftigte)
.
.
Die MITEC-Gruppe
.
Die im Jahr 1991 in Eisenach gegrün-
dete MITEC Automotive AG ist eines
der führenden Unternehmen im Be-
reich der Automobilantriebstechnik.
Schwerpunkt ist die Reduzierung von
Geräuschemissionen und Schwingun-
gen sowie die Wirkungsgradsteigerung
innerhalb des Antriebsstrangs. Die
Produkte der MITEC bedienen die
wesentlichen Zukunftstrends der
Automobilindustrie wie Downsizing,
Hybridisierung, Kraftstoffverbrauchs-
und CO
2
-Reduzierung
.
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